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Sind wir Elite?

Fast wäre es schon wieder vergessen gewesen: Anfang Dezember wurde bekannt, dass die Experten für die Steuerreform eine Anhebung des „ermäßigten“ Mehrwertssteuersatzes vorschlagen (wieso jener von 10 Prozent als „ermäßigt“ und nicht der 20-prozentige als „erhöht“ gilt: keine Ahnung). Die Kultur wäre – Bücher, Eintrittskarten, Kunstkäufe – davon in hohem Maß betroffen. Und es gab auch Protest. Von der IG Autorinnen Autoren, den Buchhändlern, den Theaterleuten, einem Konzertveranstalter, von den Musikern, der Kinobranche , natürlich von Wolfgang Zinggl. Und die Secession machte eine Aussendung. Einen Tag vor Weihnachten wurde sie ausgeschickt, um etwa 18 Uhr – ein mittelmäßig geeigneter Zeitpunkt. Darin wird, völlig zu Recht, beklagt, dass neue Hindernisse für die – vielfach ohnehin schon prekär lebenden – Künstlerinnen und Künstler geschaffen würden, dass der Zugang zu Kunst und Kultur nicht vereinfacht, sondern im Gegenteil noch elitärer würde. Geradezu grotesk wird es übrigens, wenn man im Regierungsprogramm unter den paar Absätzen zum Thema „Kultur“ nachschlägt. Da steht nämlich, dass Kunstkäufe steuerlich absetzbar werden sollen. Nun drohen sie jedoch teurer zu werden. Ein kulturpolitischer U-Turn also. Jedenfalls stellt sich die Frage, wieso bis heute nur so wenige Reaktionen aus der Kunstszene dazu kamen. Hat denn der Galerienverband dazu nichts zu sagen? Die Künstlervereinigungen, von denen es ja noch ein paar mehr als die Secession gibt? Oder die großen Museen? Diese würde die Erhöhung des Mehrwertssteuersatzes schließlich ebenso betreffen. Es bleiben zwei Vermutungen: Entweder es nimmt ohnehin niemand ernst, was ein paar Experten den budgetverantwortlichen Politikern vorschlagen. Oder es ist sowieso allen egal, dass sich die Kosten für Museumsbesuche oder Kunstkäufe demnächst merklich erhöhen könnten. Ist die Kunst etwa tatsächlich schon so elitär geworden, wie es von manchen Politikern vermutet wird? Als allzu harmlos sollte man solche Überlegungen allerdings nicht einschätzen. Denn die Erfahrung zeigt: Sie werden manchmal ganz schnell umgesetzt.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Ihre Meinung

2 Postings in diesem Forum
Resignation
Hubert Thurnhofer | 13.01.2015 02:33 | antworten
Es ist wohl die Resignation, dass man Angriffe auf die Kunst nicht mehr abwehrt. Denken Sie an das Folgerecht. Viele namhafte Künstler haben protestiert, gebracht hat es nix.
Steuer
Marie Peters | 04.02.2015 11:19 | antworten
Danke für diesen Artikel! Tatsächlich ist mir diese Diskussion bisher entgangen, ganz offensichtlich nimmt die Kunstszene das auf die leichte Schulter. Meiner Erfahrung nach (ich bin freischaffende Künstlerin) ist der ermäßigte Steuersatz lebensnotwendig, weil der Privatmarkt ohnehin seit der Finanzkrise 2008 bedenklich abgenommen hat. Zudem sind die Preise gefallen. Die Möglichkeit der Abschreibung von Kunst wäre eine zusätzliche notwendige Hilfe - eineAbschreibungsmöglichkeit sollte jedoch nicht nur für Firmen, sondern für alle Österreichischen Steuerzahler möglich sein. Das würde uns KünstlerInnen wenigstens zum Teil von Subventionen unabhängiger machen.

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