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Marcin Maciejowski - traurig schön: Kühle Distanz zur Bilderflut

Wie oft man über diesen Büchern eingeschlafen ist, hat man vergessen. Häufig auch die Inhalte, die sie auf einfache Weise vermitteln sollten, auf dass auch der komplizierteste Sachverhalt in gelangweilte Schülerhirne gehämmert würde. Diese inhaltlichen Reduktionen bedienen oft auch ein politisches System. Nicht nur im ehemaligen Ostblock, wie etwa in Polen, dem Land, aus dem Marcin Maciejowski kommt. Die plakativen Darstellungen in Lehrbüchern hat er als Vorlage für seine teils großformatigen Gemälde verwendet: Der Feldzug Jan Sobieskis nach Wien findet auf einer knallfarbigen Landkarte statt. Gesichtslose Blaumannträger arbeiten in einem Bergwerk in einem eigenartig phosphoreszierenden Licht. Andere bewegen sich wie Ameisen durch die Stollen und ziehen Wägelchen hinter sich her. Maciejowski interessiert dabei die diesen Bildern inhärente Abstraktion: Gänge bilden Raster, Wege werden zu Kreuzen. Andere abstrakte Formen findet Maciejowski in den Mustern von Pullovern, wie etwa denen des Paares, das ein Pferd namens Katja streichelt - die Vorlage dieses Bildes stammt aus einer Frauenzeitschrift, die einen Fotowettbewerb ausgeschrieben hat und mit einer solchen Auswahl rührselig die kleinen Freuden des Alltags zeigt. Der Stil von Maciejowski ist metallisch-nüchtern, erinnert in der Malweise ein wenig an die tschechischen Kubofuturisten. Damit nimmt der Künstler eine kühle Distanz ein. Ganz lapidar bildet er die polnischen Konstrukteure unterschiedlicher Gewehre nebst ihren Erfindungen ab, deren Fotos er in Enzyklopädien gefunden hat. Einen wissenschaftlich-lehrhaften Charakter bekommen diese Gemälde durch die didaktische Zweiteilung der Bildfläche und die Bildunterschrift, die an Maciejowskis Arbeit als Comiczeichner erinnern. Maciejowskis Arbeiten verweisen auf eine kollektive visuelle Wahrnehmung und befragen die ständig präsente Bilderflut auf ihre ästhetischen Werte. Die Ergebnisse seiner Recherchen sind spannend und höchst aktuell.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Marcin Maciejowski - traurig schön
29.11.2002 - 18.01.2003

Galerie Meyer Kainer
1010 Wien, Eschenbachgasse 9
Tel: +43 1 585 72 77, Fax: + 43 1 585727788
Email: contact@meyerkainer.com
http://www.meyerkainer.com
Öffnungszeiten: Di-Fr 11-18, Sa 11-15h


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