Werner Rodlauer,
David Weiss 1946 - 2012
Ironie und Schicksal
1987! Man glaubt es kaum, dass es schon so lange her ist, dass der 29-minütige Film schon vor so langer Zeit gedreht wurde, so tief eingeprägt hat er sich in unser kulturelles Gedächtnis. „Der Lauf der Dinge“, eine aber-witzige Abfolge an Kausalitäten und Ereignissen die ihre Spannung aus der Frage ob und wie es weitergehen kann bezieht. Ein Hitchcock-Film nur mit Dingen wurde der für die Documenta 8 produzierte Film auch schon genannt, der zum Vorbild für unzählige Nachahmungen bis hin zur Autowerbung wurde.
Es ist dem Schweizer Künstlerduo Peter Fischli und David Weiss hoch anzurechen, dass sie nie versucht haben, ihre Inszenierung zu wiederholen, was kunstmarkttechnisch wohl angebracht gewesen wäre, hatte ihnen die Produktion doch zum endgültigen Durchbruch verholfen. Aber das hatten die beiden nie nötig. Ihre ironischen und humorvollen Umformungen, Umwertungen und Inszenierungen mit aus Styropor nachgeschnitzten Alltagsobjekten, Fotografien und Filmen waren Vorbild für eine ganze Künstlergeneration. Sympathisch und fast kindlich kommen ihre mit schwyzerischem Fleiß und Ehrgeiz zusammengestellten Arrangements daher und offenbaren erst auf den zweiten Blick ihre Akkuratheit und auch ein gehöriges Maß an – österreichisch ausgedrückt – Hinterfotzigkeit.
Fischli/Weiss waren wohl auch die Auslöser dafür, dass Jörg Heiser in seinem Buch „Plötzlich diese Übersicht“ dem Slapstick in der Kunst gleich vier Artikel widmete. Kunstpreise wie der mit rund 90.000 Euro dotierte Roswitha Haftmann-Preis (2006), der Wolfgang-Hahn-Preis (2010) und der Goldene Löwe auf der Biennale von Venedig 2003 waren die „natürlichen“ Begleiterscheinungen einer Karriere die sie 1979 als Duo begonnen hatten.
Die Kausalität, die das Künstlerduo so berühmt machte, hat einen der beiden nun eingeholt. Am Morgen des 27. April verstarb David Weiss an seiner im vergangenen September diagnostizierten Krebserkrankung.
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