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Gaylen Gerber: Gaylen Gerber with you

Das jüngste der wenigen datierten Werke der Ausstellung ist tatsächlich von 2023, eine einfarbig grau bemalte, man muss eigentlich sagen, beschichtete, Leinwand. Unter dieser letzten Schicht mag sich vielleicht ein Bild verstecken, und dieses würde älter sein, aber das ist nur Vermutung, wenn sie auch angebracht ist bei Arbeiten von Gaylen Gerber. Weder aber auf dieses vermutete Bild unter dem Grau, noch auf das Grau selbst bezieht sich die Datierung, sondern auf das Datum der Konservierung des Ganzen. Das Werk, von den Maßen her wahrscheinlich ein Werk Gerbers aus den 80er Jahren (unter dem sich also nichts verstecken würde als Historie), war bei einem Transport beschädigt worden, und so kam es dazu, dass sich über die eigentliche Werkschicht(en) eine weitere legte.

Aus der Anschauung allein ergibt sich das nicht. Auch der Ausstellungstext liest sich sehr verhalten. Die Werkliste gibt dann aber zu allen Arbeiten ausführliche Informationen, vor allem über die Materialität und bei Arbeiten, die sich vorgefertigter Produkte bedienen, auch deren Herkunft, ist relativ präzise aufgeführt. Teilweise sind hier dann auch Erläuterungen zu einzelnen Werken gegeben, die darüber hinaus gehen und eine mögliche Interpretation vorgeben. Wie zum Beispiel im Fall der konservierten Leinwand, angesichts derer sich die Begriffe beschädigt–unbeschädigt aufdrängen würden: zwei Kategorien, die der Welt überhaupt nicht gerecht werden würden. Worauf die Arbeit also hinweise, sei die Bedeutung der Wahrnehmung.

Damit bleibt Gaylen Gerber bei seinem Steckenpferd. Auffällig vielleicht ist, dass es eine für seine Verhältnisse fast monografische Ausstellung ist, nur an einer einzigen Serie von drei Leinwänden findet sich ein with im Titel, und ein einziges Werk ist kein Gerber (Jeanne Dunning, Untitled, 2004). Ansonsten bleiben viele Beitragende anonym: Ausstellungsbesuchende einer Eröffnung sind durch Kritzeleien auf einer Papierwand präsent, Heiligenmaler aus dem 19.Jahrhundert, Industriefabrikanten von Pappbechern...

Trotz des Reichtums an Materialitäten, Formaten, Gattungen und Diskursen, die sich eröffnen und eröffnen könnten und der Historizität vieler Stücke bleiben sie als Objekte manchmal hinter der Theorie wie hinter der Farbschicht zurück, mit der sie überdeckt sind. Das kann ein dynamisches Scharnier sein, ein Strudel zwischen zwei Antipoden, das kann aber auch zum bloßen Formalismus und einer eigenartig körperlosen Variante des l'art pour l'art werden. Kurz: hier macht die Wahrnehmung die Ausstellung.

Mehr Texte von Victor Cos Ortega

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Gaylen Gerber
25.05 - 29.07.2023

Layr
1010 Wien, Singerstraße 27
Tel: +43 1 945 1791
Email: gallery@emanuellayr.com
https://emanuellayr.com/
Öffnungszeiten: Mo-Fr 12-18, Sa 12-16 h


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