Dark Matter: Paint it Black
„Schwarz sehen“ könnte das Motto der Ausstellung „Dark Matter“ in der Berliner Galerie Guido W. Baudach lauten, die klug das Problem der Sichtbarkeit und dessen Relativierung in den Fokus rückt.
Begrüßt werden die Besucher in dieser sehenswerten, weil überaus sinnvoll zusammengestellten Ausstellung von Björn Dahlems Skulptur „Neutral Observer (Dark Matter)“, 2019. Es handelt sich hier um einem technoid-postmodern erscheinenden „indianischen“ Totem, der sich u. a. aus ausgedienter und vom Künstler schwarz-gestrichener Alltagselektronik zusammensetzt. Die im Titel angesprochene Funktion des Beobachtens erfüllt diese Arbeit selbstverständlich nicht, als funktionslose Kunst betont „Neutral Observer (Dark Matter)“ stattdessen klug die Qualität des (z. B. in der Nacht oder im All) noch Ungesehenen und so eben auch nicht (von Überwachungssystemen) Kontrollierbaren.
Semantische Qualitäten bekommt die Farbe schwarz auch in Rashid Johnsons Bild „Cosmic Slop (Target)“, 2010. Das pechschwarze Bild ist gemalt mit „Black Soap“, einem aus Westafrika kommenden Hautpflegemittel aus eingefärbtem Wachs. So verweisen hier Malmaterial und Farbe darauf, dass Johnson zur afroamerikanischen Bevölkerung der USA gehört. Auf dem schwarzen Bildhintergrund hat der Künstler dann mit goldener Sprühfarbe - Johnson kommt ursprünglich aus der Sprayer-Subkultur - ein Fadenkreuz gesprüht. Dieses zitiert das Target-Logo der New Yorker Hi-Hop-Band Public Enemy, einer Band, deren Musik dem Black-Power-Aktivismus nahesteht. Die Vergoldung dieses Logos kann als ein Akt der Ehrerbietung dieser Bewegung gelesen werden.
Im letzten Raum der Galerie schließlich steht die Skulptur „Time Tube (6)“, 2011, von Andy Hope 1930. Der Berliner Künstler spielt mit seiner länglichen Holzkonstruktion intelligent und vieldeutig auf Kasemir Malewitschs Bild „Schwarzes Quadrat“, 1915, an. Die dunkle, gleichsam abstrakte Monochromie dieser Ikone der Avantgardekunst nämlich erscheint in der rechteckigen Öffnung seines „Time Tube“ und dehnt sich da dann aus in die scheinbar unendliche Weite des Innenraumes dieser Zeitröhre - das schwarze Bild wird immateriell und quasi zeitlos zugleich.
Dass in „Dark Matter“ 8 männliche Künstler vertreten sind, aber keine Künstlerin, trübt den Eindruck dieser Ausstellung aber letztendlich doch.
18.01 - 29.02.2020
Galerie Guido W. Baudach
10785 Berlin, Pohlstrasse 67
Tel: +49 30 319 981 01, Fax: +49 30 319 981 03
Email: galerie@guidowbaudach.com
https://www.guidowbaudach.com
Öffnungszeiten: Di-Sa 11-18 h