Affentheater
Die Künstlerin Natascha Sadr Haghighian wird nächstes Jahr den Deutschen Pavillon in Venedig bespielen. Diese Auswahl wurde nun auf einer Pressekonferenz bekanntgegeben. Genauer: Es wurde da eine Künstlerin mit dem Namen Natascha Süder Happelmann vorgestellt, über dem Kopf trug sie, ihre tatsächliche Identität verbergend, einen grau-weißen „Stein“ aus Pappmaché und neben ihr saß ihre „Sprecherin“ Helene Duldung. Ein Spiel, das die Künstlerin in intelligenterer Weise des Öfteren inszeniert. Ein Spiel mit kultureller Identität, Starsystem und Namedropping im Kunstsystem sollte diese Maskierung wohl sein. „Sollte“, denn sofort war diesmal klar, um wen es sich da handelte, nicht zuletzt wegen der albernen Namensauswahl mit den identischen Anfangsbuchstaben der drei Namen und der Tatsache, dass ihr nicht gerade unbekannter Galerist im Raum saß. Was also sollte dieses Theater? Es bediente doch genau die (medialen) Strukturen, die es kritisieren wollte – auch weil es die eigene Strategie in keinster Weise ernst genommen hat. Eine Strategie übrigens, die z. B. unter dem multiplen Namen „Luther Blissett“, den Künstler/Innen seit den 1990er Jahren zur freien Verfügung steht, die noch dazu überzeugend und tatsächlich Autorenschaft hinterfragend im Kunstbetrieb längst angekommen ist. Natascha Sadr Haghighian aber lieferte auf der Pressekonferenz nicht mehr als eine alberne Parodie eben darauf – was in mindestens dreierlei Hinsicht ärgerlich ist: 1. weil die Künstlerin solch einen Unfug nicht nötig hat, 2. weil der Publicity Gag tatsächlich für einige Tage zu funktionieren scheint; und 3. weil im Kunstbetrieb dieses Spielchen dann prompt von nicht Wenigen auch noch (öffentlich) gelobt wird.
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Abbildung: Vorstellung der künstlerischen Position, Natascha Süder Happelmann, Deutscher Pavillon 2019, La Biennale di Venezia, Foto ©Stefan Fischer